2010 24. Juli

Liebe Deutsche Post,

seit Jahren erhalte ich ungefragt euren dämlichen Werbemüll tolle Einwurfsendung. Ich habe mit euch telefoniert und ihr meintet, dass die Postleitzahlen-Angabe auf dem Mist Prospekt ausreicht, um es als addressierte Sendung zu qualifizieren, die es an meiner liebevollen „Keine Werbung und kostenlosen Zeitschriften“-Briefkastenbeschriftung vorbei befördert. Soviel zur Berücksichtigung von Verbraucherinteressen.

Was ihr nicht seht, vielleicht ahnt, aber mit Sicherheit nicht wahrhaben wollt: hinter unserer Tür, 1m von den Briefkästen entfernt, steht eine graue Plastikkiste, in die alle Mietparteien im Haus euren Einkauf-Aktuell-Scheiss Publikation inklusive ungeöffneter Mülltütenfolienverpackung reinwerfen.

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2010 06. Apr.

Ich bin ja nun echt kein Verfechter der FDP-Programmatik, jedenfalls nicht in dieser Form der Umsetzung. Aber eines würde mir echt gut gefallen: die versprochene Reform des Steuerwesens. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: ich meine keine Steuersenkung, sondern eine Vereinfachung der Steuererhebung und -berechnung.

Warum? Mal als Randnotiz: ich habe mich 2,5 Jahre in einer Bankausbildung rumgedrückt, dann 5 Jahre in einem BWL-Studium an zwei verschiedenen Unis, seit 4 Jahren arbeite ich zwar nicht im Steuerbereich, habe aber eine Menge mit Finanzen zu tun, meine Steuererklärungen mache ich seit 1999 selbst, seit 2004 unter Zuhilfenahme eines dezidierten Steuerprogramms.

Meine steuerliche Veranlagung ist ein einfachst-Standardfall: ledig, keine Kinder, nur eine Einkunftsart, einziger „Sonderposten“ sind ein paar Kleckerbeträge für mein Promotionsstudium.

Summa summarum sieht der Arbeitsaufwand dafür so aus:

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2010 22. März

Der SPIEGEL jammert wegen des seiner Ansicht nach aus den Fugen geratenen „Deals“ zwischen Nutzer und Anbieter: Werbung gegen kostenlose Dienste. Der Artikel endet mit einem weinerlichen „Wann schalten Sie Ihren Werbeblocker ab?“

Um eines in Erinnerung zu rufen: nicht die Nutzer haben kostenlose Angebote eingefordert, nein, Ihr Anbieter habt sie uns hinterhergeschmissen auf der Jagd nach Klicks, damals in der Dotcom-Bubble, als der Wahnsinn begann. Um es mal deutlich zu formulieren:

ihr brauchtet um jeden Preis Klicks oder Page Impressions, damit eure Werbefuzzis euren Anzeigenkunden verklickern konnten, warum sie bei euch Werbung schalten und dafür auch noch viel Geld ausgeben sollten. Die geplanten (!) Erlöse daraus haben dann andere Berater euren Shareholdern präsentiert, die diese Zahlen dann hocherfreut anderen Investoren gezeigt haben und von denen viel mehr Geld bekommen haben, als eure Klitschen jemals Wert waren.

Irgendwann wollten die Käufer dann mal das versprochene Geld sehen und forderten euch wenig freundlich dazu auf, endlich mal das Plansoll zu erfüllen. In eurer aufkeimenden Panik habt ihr dann das System versaut, weil das Gleichgewicht ins Wanken geriet. Ihr habt insbesondere bei euren Lieblings-Nutzern Reaktanz ausgelöst, durch viel zu viel Werbung mit noch mehr Bling Bling. Guckt euch eure Seiten an, ihr wisst genau, wovon ich spreche. Was also wackelt, sind euer Deal und eure Erlösstruktur und ihr habt sie durch eure Fehler gefährdet. Nicht wir, denn wir sind in eurem System keine Partner, sondern Klickaffen. Und jetzt wundert ihr euch, dass die angefixten Affen nicht mehr hinter diesen Status Quo zurück wollen? Es ist und war nie ein Deal, sondern eine angebotsinduzierte Fehlkonditionierung, die euch jetzt einholt.

Noch heute prostituiert Ihr euch für Klicks, weil ihr keine Ideen, keine wirklichen Mehrwertangebote, keinen Mut und vor allen Dingen raffgierige und / oder weltfremde Kapitalgeber habt, die viel zu viel Geld gezahlt haben und deswegen selbst unter Druck stehen.

Liebe Medien, der Artikel im SPIEGEL lässt tief Blicken in eure Gedankenwelt und man kann euch nur zurufen: macht nicht denselben Fehler, wie die Urheberrechtsindustrie seinerzeit. Eure Ausgangssituation ist wesentlich besser, denn für euch kann es fast nur aufwärts gehen, wenn ihr endlich Inhalte und Dienste anbietet, die jemand haben will (aka „Mehrwert“, das ist das, was euch eure Berater immer vorlallen und leider auch keine konkreten Ideen dazu haben) – und ja, ich würde dafür auch zahlen, wie viele andere ebenfalls.

Akzeptiert einfach, dass sich auch im Internet weniger Geld verdienen lässt, als eure Shareholder das gerne hätten (wie überall anders auch). Das bedeutet übrigens, dass wir gleichberechtigte Partner werden und dass ihr nicht denselben Fehler machen könnt, wie in anderen Branchen, um eure Shareholder zu befriedigen: Cost Cutting zur Gewinnmaximierung. Wenn ihr bei euren Angeboten spart, werden wir nicht bereit sein, dafür zu zahlen, denn diesmal haben wir die Wahl, anders als bei Energie, Wasser oder Bahnfahrten.

Ach ja: mein Werbeblocker bleibt an, ich nutze sogar einen bösen „Allesblocker“, der sich zudem selbst aktualisiert. Ich würde übrigens sogar Werbung in Kauf nehmen, aber nicht so, wie sie meistens präsentiert wird: in einem unüberschaubaren, unerträglichen, bunten und blinkenden Übermaß.

Ihr könnt das leisten und zusammen können wir ein richtig cooles Internet haben, vorausgesetzt, ihr vertraut endlich euch selbst und euren Ideen und nicht irgendwelchen dahergelaufenen Beratern, die viel kosten und wenig bringen. Und vorausgesetzt, ihr könnt eure Shareholder davon überzeugen, dass moderates Wachstum mit überschaubarem Risiko besser ist, als riesige Margen mit riesen Risiko.

Nur an Letzterem zweifle ich…

Update

Via Twitter habe ich eine Glosse aus 1999 (!) zum selben Thema gefunden, die schon damals zu einem ähnlichen Fazit kommt wie ich heute. Witziger Weise wurde die Glosse für SPON geschrieben und auch im SPIEGEL veröffentlicht 🙂

2010 03. März

Wie man aus Ereignissen maximales Boulevard-Kapital schlägt kann der SPIEGEL noch immer von der BILD lernen 😀

„Datt Beben in Schihle han unsre Erdax verschohwe. De Weltunnejang kütt.“

Sische datt.

2010 02. März

Wie immer wird vernünftige Politik nur noch in Karlsruhe gemacht. Die Vorratsdatenspeicherung in ihrer jetzigen Form verstößt nicht nur gegen die Verfassung, sondern auch die bisher gespeicherten Daten müssen sofort gelöscht werden (sic!).

Zudem darf das gegenwärtige Verfahren bis zu einer den Vorgaben genügenden Neuregelung nicht weiter fortgeführt werden. Die jetzige Speicherpraxis inkl. dem bisher angefallenen Datenbestand ist damit tot.

Allerdings: grundsätzlich ist eine Vorratsdatenspeicherung erlaubt, nur eben mit wesentlich höheren technischen und prozessualen Verwertungshürden als bisher.

Ein Hoch auf die letzte integere Instanz der Bundesrepublik Deutschland.

Ich kann gar nicht genug davon kriegen 😀 *sektkorkenknall*

2010 12. Feb.

Eigentlich gibt es auf dem Markt bisher nur zwei Arten von PC-Gehäusen:

1) Mainstreamfähigen Wellblechschrott, oft dem Look&Feel von Arschgeweihen nachempfunden, idealer Weise mit Seitenfenster und Neonbeleuchtung für Extrem-Nerds und LAN-Poser.

2) Die Cases von Lian Li. Gut, die fangen halt beim doppelten Preis der anderen Gehäuse an, aber es gibt ja auch Dacia und Merce… DaimlerChrysler auf den Straßen.

Mittlerweile (ich weiß nicht seit wann, habe es erst vor ein paar Wochen gefunden) gibt es einen aus meiner Sicht aussichtsreichen Newcomer im Midrange-Segment: Fractal Design.

Wer nach einem gut verarbeiteten und optisch dezenten Case sucht, sollte da in Zukunft vielleicht auch einen Blick riskieren. Ist wie mit einem guten Restaurant: meistens ist eine übersichtliche Karte ein Indiz für gutes Essen 😀

2009 14. Dez.

Juhuuu, mal wieder was Lustiges aus der Ecke „Juristisches“. Ich habe Post bekommen. Wichtiges Schreiben, Betreff: „Rechtliche Klärung wegen media-addcited.de“. Diesmal hat sich ein Anbieter gemeldet (die o.g. Firma), der mir freundlicher Weise exklusiven Zugang zu einer neuen „Domain“ media-addicted.co.de verschaffen würde – gegen läppische 99 EUR im Jahr.

Durch die Formulierung des Schreibens soll möglicher Weise beim Leser die nicht zutreffende Tatsache assoziiert werden, dass es sich bei dem Angebot um eine Top Level Domain (TLD) handelt. TLDs sind die „Endungen“ im Internet, also .de, .com oder z.B. .co.uk, wobei das co für „Commonwealth“ steht. Man kann in diesem Fall aber ganz klar sagen, dass es sich nicht um eine TLD handelt, sondern um eine Subdomain beim Inhaber der Domain (!) www.co.de (das ist dann wieder die Firma Websuche Search Technology GmbH & Co. KG).

Grundsätzlich ist gegen ein solches Geschäftsmodell nichts einzuwenden – sofern die Infopost so formuliert wäre, dass der oben beschriebene Sachverhalt für den Domaininhaber deutlich erkennbar wäre. Das ist aber in diesem Fall nicht geschehen. Vielmehr werden -vorsätzlich oder nicht?!- Termini verwendet, die regelmäßig bei der Vergabe von TLDs durch Registrare verwendet werden (z.B. „Landrushphase“, „Sunrise-Phase“). Die Intention, das Geschäftsmodell transparent zu machen, lässt sich daraus jedenfalls nicht ablesen 🙂

(Juristische) Details im Netz und bei Basic Thinking

Wer es noch genauer wissen will: diese Art von Anschreiben hat in den letzten Tagen eine Menge Domaininhaber erreicht. Googled einfach mal den Firmennamen oder lest einen ausführlichen Post dazu bei Basic Thinking. Dort findet sich auch ein recht ausführliches Statement zu der rechtlichen Konstellation.

Kurzfassung: das Geschäftsmodell ist wohl „gerade so“ nicht zu beanstanden, jedenfalls was die gesetzlichen (Wettbewerbs-)bestimmungen angeht. Allerdings würde die Firma Websuche Search Technology GmbH & Co. KG seiner Einschätzung nach als Mitstörer gegen die Markenrechte der jeweiligen DE-Domaininhaber verstoßen, sofern sich Dritte dort eine Subdomain zulegen sollten und aktiv werden.

Fazit: Dritte können sich bei der Websuche Search Technology GmbH & Co. KG keine bereits bestehende Domain zulegen und aktiv werden bzw. sie können das tun und risikieren rechtlichen Ärger (mit dem DE-Domaininhaber).

Was jeder Empfänger des Schreibens tun kann

Man kann eine Auskunft gem. BDSG (Bundesdatenschutzgesetz) über Herkunft und Speicherung seiner persönlichen Daten von der Websuche Search Technology GmbH & Co. KG anfordern (eine begrenzt verwendungsfähige Vorlage findet sich hier) und deren weitere Nutzung / Speicherung durch Widerspruch unterbinden bzw. die umgehende Löschung aller Daten verlangen.

Was die Firma in meinem Fall nämlich u.a. übersehen haben: in meinem Impressum widerspreche ich der gewerblichen Nutzung meiner Daten aus dem Impressum ausdrücklich und wenn sie die Daten bei der DENIC abgefragt haben, verstoßen sie gegen deren Nutzungsbedinungen.

The show must go on…

In Abhängigkeit der Antwort kann mein persönlicher Syndikus da also doch noch aktiv werden (sowas mache ich dann gerne mal aus Prinzip), bzw. werden sich die Wettbewerbszentrale, der Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen und die Verbraucherzentrale Niedersachsen über ein kleines Informationspaket freuen.

Media Addicted