2012 12. Nov

Ich bin bekenndender XING-Nutzer seit 2004. Damals wurde man mit einem XING-Profil noch schräg angeguckt und Facebook war noch weit, weit weg. Irgendwann kamen dann beruflich bedingt wöchentlich neue Kontakte dazu. Super! Visitenkarten benutze ich seitdem nämlich nur noch, um danach auf XING zu suchen – oder seit einigen Jahren auch bei LinkedIn. Je internationaler oder selbstmarketing-kompetenter meine Gesprächspartner wurden bzw. desto hipper die Branche, desto eher fand man sie nur noch bei LinkedIn – oder auf beiden Plattformen.

Das Standard-Prozedere mit Visistenkarten ist also: Xing suchen > Kontaktanfrage > LinkedIn suchen > Kontaktanfrage. Und wenn man dann mal nach Kontaktdaten sucht, dann ist es wieder andersrum. Die Situation verschlimmert sich auch deswegen, weil einige Zeitgenossen sich anscheinend entschieden haben, auf beiden Plattformen ein Profil zu haben, aber bei einer davon eine Reaktionszeit von 27 Tagen zu haben. Man weiß aber leider selten, bei welcher das so ist – und schreibt dann zwei Nachrichten.

Das ist lästig – genauso wie wahrscheinlich umgekehrt, die Kontakt-Pings erst auf der einen, dann auf der anderen Plattform zu bekommen. Also bitte, bitte, bitte: rauft euch zusammen, realisiert Synergien, pusht euer EBIT, leveraged eure Assets, aber KAUFT EUCH ENDLICH AUF, im Namen der User Experience!

2012 06. Nov

Ich habe ja bisher keinen Hehl daraus gemacht, dass ich das Geschäftsmodell von Facebook im Speziellen für völlig überbewertet halte und allgemein Social Networks füviel weniger zukunftsträchtig halte, als viele Andere.

Ein Feature, das maßgeblich zum Aufrieb meiner Nerven, zur Anpassung meines Nutzerverhaltens und zum weiteren Niedergang von Facebook führen wird, sind Corporate Accounts – weil eben viele so ticken wie ich und nicht, weil ich so ein Exot wäre.

Die Plattformen haben sich selbst den Titel „Soziale Netzwerke“ gegeben bzw. ihn gern getragen. Sozial bedeutet: Austausch mit anderen Menschen, Hinwendung zur Gruppe. Menschen interessieren sich für andere Menschen, ihre Erlebnisse, ihre Vorlieben, auch ihre Abgründe. Ein Netzwerk wie Facebook ermöglicht wie niemals vorher Kommunikation, Austausch, Teilhabe an Emotionen und Bildern, das ist unsere Natur. Darin liegt der Reiz des Social Networks: es bietet Zugang genau zu dem, was in unserer Natur liegt und generiert darüber Klicks, Visits, Unique Visits, View Time etc. pp.

Klar, irgendwie müssen die Plattformen Geld verdienen und schon Werbung funktioniert, aber eher schlecht als recht. Sehr früh kam man auf die Idee, Corporates, also Firmen, juristischen Personen, keinen Menschen, Zugang zu den sozialen Netzwerken und damit zu den Menschen und ihren Beziehungen zu geben. Die Interaktion der Menschen mit den Marken nimmt aber stetig ab. Oh Wunder.

Aus meiner Sicht logisch: ich bin bei Facebook, weil mich meine Freunde interessieren. Ich glaube allerdings, dass den Leuten Marken tendenziell egal sind, sie sich aber durchaus für Produkte oder Themen interessieren. Whatever. Der Platz in meiner Timeline ist bei schmalen 90 Kontakten schon endlich, ich wage mir kaum Accounts mit den durchschnittlichen 230 Kontakten vorzustellen. Über die Jahre machte ich den Fehler, insgesamt 7 (sieben!) „Marken“ zu liken. Und zusätzlich zu dem ganzen Kram meiner Freunde tickert seitdem der Informationsmüll dieser Unternehmen über meinen Schirm.

Das sind aber in den allermeisten Fällen keine Menschen, sondern gekaufte Geister, die künstlich Aufmerksamkeit erzeugen wollen (müssen), um zu VERKAUFEN. Indem sie so tun und schreiben, als würden sie zur Gruppe gehören. Hey, Yo, was meint ihr dazu? Und jetzt haben die Unternehmen sogar noch die Möglichkeit, über gekaufte Beiträge länger und weiter oben zu bleiben in meiner Timeline? Danke auch.

Liebe Unternehmen, ihr stehlt meine Zeit und meine Aufmerksamkeit um Werbung zu machen. Liebes Facebook, du bist Mittäter. Also kicke ich alles und jeden, keine Likes mehr für Corporates. Eure Kommunikation ist nicht persönlich und nichtmal produkt- oder themenspezifisch, nein, ihr müllt alle Liker mit eurem gesamten Corporate-Kram zu. Ihr interessiert mich nicht, eure Mitteilungen interessieren mich nicht und ich sehe keinen Grund, das weiter zu ertragen.

Ich verstehe und finde, dass Facebook fairerweise mit seiner Plattform Geld verdienen können sollte. Ich wäre bereit, pro Monat $1,99 zu zahlen für etwas wie Facebook. Viele Andere sicher auch. Dann aber bitte ohne Werbung und ohne Corporate Bullshit. Dann könnte das „soziale Netzwerk“ auch wieder seinen Zweck erfüllen und sozial sein. So wie es im Moment ist, finde ich es zunehmend asozial.

Meine 7 Likes sind seit letzter Woche Geschichte. Für Facebook kein Verlust, für die geunliketen Marken hoffentlich auch nicht – aber für mich ein riesen Fortschritt in meiner Timeline.

2012 10. Mai

[Der Post hier schlummert schon seit Ende 2011 in meinen Entwürfen, aber jetzt muss es raus 🙂 Es kann also sein, dass hier noch 2011er Zahlen genannt werden, die sich ggf. noch leicht verändert haben. Sorry for that…]

Überall ist heute zu lesen, was schon seit Monaten gerüchteweise kursiert: Facebook wird an die Börse gehen. Ziel sei eine Unternehmensbewertung von bis zu 100 Mrd. US-Dollar. Bei einem Deal dieser Größenordnung gibt es immer die sog. „Phantasie“, das lässt sich nicht verhindern. Ein anderer, professioneller klingender Begriff dafür ist „Strategic Premium“, also ein „strategischer Preisaufschlag“. Beide Begriffe bedeuten aber letztlich dasselbe: aus nicht gewissen (=nicht direkt oder gar nicht erkennbaren) Gründen glauben die Anleger, dass das Investment mehr Wert ist, als die „harten Fakten“ hergeben. Und dementsprechend zahlen sie eben mehr.

Es gibt aber einige Aspekte, die eher dafür sprechen, dass Facebook-Aktien für Anleger mittel- bis langfristig keine besonders gute Wahl sein werden. 

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2012 20. Feb

Vorweg: Es ist länger geworden, als ich dachte 🙂 10 Min. solltet ihr schon mitbringen…

Sozial ist ja irgendwie DAS nächste große Ding. Seit 10 Jahren. Kaum ein Tag, an dem nicht ein Artikel über die 100-Mrd-Dollar-Bewertung von Facebook erscheint, die glamouröse Zukunft der sozialen Netzwerke und so weiter. Ich teile diese Euphorie nicht, aus ganz verschiedenen Gründen. Im Gegenteil, ich denke sogar, dass soziale Netzwerke schon heute an einem Punkt stehen, wo ihr Wachstum nur noch stattfindet, weil eine riesen Masse an Usern da ist, aber sich schon große Probleme damit abzeichnen, wie man in Zukunft mehr Geld verdienen, sprich: wachsen will.

Soziale Netzwerke und ihr Geschäftsmodell

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2011 09. Jul

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sich eingestehen muss, dass etwas die eigenen Erwartungen nicht erfüllt hat. Und dann Konsequenzen zieht, denn sonst unterhält man irgendwann einen Rattenschwanz irrelevanter Peripherie, von der trotzdem noch jedes Stückchen etwas Zeit und Energie fordert.

Twitter ist ein Klassiker für sowas. Ich bin ein medienbegeisterter Mensch mit einem Hang zum Konservatisvismus in dem Bereich, sprich: das Tempo neuer Entwicklungen da ist mir viel zu hoch. Spiegelt sich auch in den abwerwitzigen Bewertungen dieser Unternehmen. Facebook 100 Mrd. USD? Lächerlich. Twitter 6 Mrd. USD? Schon eher, aber immer noch irre. Gut, vielleicht muss in dem Sektor die Innovation so schnell gehen und dann eben die 98,5%  sinnbefreiten Geschäftsmodelle den Bach runtergehen.

Persönlicher Mehrwert? Null.

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2007 09. Dez

Professionell gemacht und echt gut. Und den Inhalt sollten sich insbesondere die VC-Geber und Aufkäufer zu Gemüte führen. 240 Mio. USD für 1,7% an Facebook – das wird sicherlich noch in die Annalen der Dotcom-Bubble 2.0 eingehen.

via The Register

2007 12. Nov

Das Business-Online-Netzwerk Xing plant den Einstieg in den Anzeigenmarkt. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt dafür, sagte Xing-Gründer L.H. der Süddeutschen Zeitung. „Alle sozialen Netzwerke machen Werbung.“
Quelle: SZ

Meine Mutter hat mich seinerzeit immer damit „geärgert“, dass andere für uns und unsere Entscheidungen kein Maßstab seien, das war eines der Kernprinzipien ihrer Erziehung. Wie habe ich es gehasst, denn dieser Spruch kam immer dann, wenn man irgendwas haben oder machen wollte und mit „den anderen“ argumentierte, die immer reichlich durften. Meine Mutter blieb stur und je nach Standpunkt könnte man jetzt sagen: der Erfolg gibt ihr ex post Recht. By the way: heute mache ich es genauso.

Da lese ich also eben einen Artikel über XING. Und was finde ich da? Was ganz Süßes: „alle machen das [Online-Werbung in sozialen Netzwerken], also ist JETZT genau der richtige Zeitpunkt dafür, es auch zu tun“. Fragt sich, womit JETZT alle sozialen Netzwerke anfangen, vielleicht ja mit dem Anfang von ihrem Ende oder eher nicht ganz so drastisch: mit dem Beginn einer Strategie, die ihnen genau die User verprellt, von denen sie eigentlich mehr haben wollen.

Ich bin bei XING und ich bin einer von den 12,3% Premium-Mokeln da, aber wenn ich die erste Werbung da aufpoppen sehe, dann…tjahaaaa, dannnnnn…haben sie nur noch 12,2999999% Premium-Kunden – und Minimum 20% meiner Buddys sind dann auch Geschichte 😀

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