Sie bezeichnen sich als Blogger. Anders als die Millionen von namenlosen Freizeitautoren, deren ungestillter Mitteilungsdrang sich auf tagebuchartige Beobachtungen beschrĂ€nkt, sind sie geschickte Agitprop-KĂŒnstler und Nachrichtendienstler, die im Massenmedium Internet eine enorme Breitenwirkung entfalten.
Quelle: FAZ
Aha. Blogger sind also nicht-namenlose Freizeitautoren, sondern geschickte Nachrichtendienstler, die eine enorme Bandbreitenwirkung entfalten?! Soso. Warum produzieren Massenmedien nur Stuss, wenn es um Blogs und „Web 2.0“ geht? Ganz einfach, weil sie sich nicht auskennen, de nihilo nihil. Sie können sich gerade mal durch Google klicken und n verschiedene Meinungen zu einer (ihrer eigenen) vermengen. Wenn sie wĂŒssten, was Blogs ausmacht, dann kĂ€me da nicht so ein Quark raus.
1) Blogger SIND genau diese namenlosen Schreiberlinge.
Klar, dass die Journallie sich bedroht fĂŒhlt und sie stĂ€ndig als selbstdarstellungsgeile Niemande darstellt. Liebe Journalisten, Blogger sind die Masse, eine Art Kollektiv, falls euch das was sagt. Genau daraus entsteht ihre Unberechenbarkeit ebenso wie ihre „Macht“. Bei Jens Scholz ist dieser kollektive Charakter schön auf den Punkt gebracht mit einem Button auf der rechten Seite. (LINK)
2) Blogger sind deswegen unberechenbar, weil eben NICHT prognostiziert werden kann, welches Thema sie als nÀchstes angehen und in die Breite tragen.
Ebenso wenig kann gesagt werden, auf welche neuen Quellen Blogger zugreifen können und werden. Generell besteht die BlogosphĂ€re aus einem Grundrauschen und Peaks. Das Grundrauschen sind die zahllosen „tagebuchartige Beobachtungen“, die Peaks sind Themen von besonderem Interesse, die von anderen Blogs aufgegriffen, teils wiederholt, aber auch ergĂ€nzt werden und damit die „enorme Bandbreitenwirkung“ entfalten. Je mehr Blogs ein bestimmtes Thema aufgreifen und weiterverarbeiten, desto eher wird daraus der mediale Tsunami, vor dem ihr euch so fĂŒrchtet.
Das Grundrauschen ist also notwendig, um eine Quelle zu haben, aus der in einem darwinistischen Prozess bestimmte Themen selektiert und durch VervielfÀltigung und ErgÀnzung Peaks erzeugt werden.
3) Der komparative Konkurrenzvorteil der Blogger ist der, dass sie sich untereinander tendenziell stÀrker vertrauen als euch, liebe Massenmedien.
GroĂer Erfolg einzelner Blogger mĂŒndet oft in Vertrauensverlust der Community, da diese exponierten Blogger mittlerweile erfolgreich von Unternehmen und den Massenmedien -also euch- abgeworben werden. Damit verlieren sie einen GroĂteil ihrer Reputation, die „Street Credibility“ sozusagen.
Der gröĂte Witz an der Sache: ihr Massenmedien bastelt fleissig mit an den Tsunamis, weil euch die Ideen ausgehen und das „Grundrauschen“ der Blogs eine tolle Quelle bietet.
Ihr sollt ja Leser generieren durch hippe, neue, einzigartige Themen. Ihr wartet also auf Peaks, die sich aus dem grundrauschen abzuzeichnen beginnen und dann…ZAPP…landen die ersten Artikel bei euch in den Massenmedien. Wahrscheinlich feiert ihr euch fĂŒr eure immense KreativitĂ€t, aber letztlich schreibt ihr nur ab. Google deutet es mit dem Trefferrang schon an. Ihr mutiert langsam zu Technorati-Lutschern. Traurig, aber wahr.
Was sagt uns das ĂŒber Blogger im Allgemeinen und den Helden Bob Adams?
Richtig, der nĂ€chste Bob Adams kommt bestimmt, wird aber anders heiĂen. Der Typ wird zurĂŒckkehren ins Grundrauschen und nie wiederkommen. Er weiĂ das, ihr nicht. Vielleicht seid ihr so dĂ€mlich, den Mann einzustellen, um eure traurigen Blog-MitlĂ€uferversuche zu pushen. Es wird nicht klappen, er ist dann einer von euch und wird nicht mehr beachtet werden. Man erkennt: Peaks sind gefĂ€hrlich fĂŒr ihre Protagonisten. Wer clever ist, kehrt ins Grundrauschen zurĂŒck, bleibt unabhĂ€ngig und wird es u.U. trotzdem schwer haben, das glaubhaft zu machen.
Ăbrigens: wenn 5.000 Views bei YouTube fĂŒr euch eine „enorme Bandbreitenwirkung“ darstellen, dann steht ihr in eurem verzweifelten Kampf um Beachtung anscheinend noch schlechter da, als angenommen. Schaut euch mal das hier an, sogar Rentner bekommen mittlerweile mehr Aufmerksamkeit als ihr.
Schon deprimierend, festzustellen, dass Blogger immer hÀufiger die besseren Journalisten UND Trendsetter sind, oder?!