2005 06. Sep

Land of the Dead

Lange habe ich hin und her überlegt. Ansehen oder nicht? Ich meine, immerhin ist es nur ein weiterer Zombiefilm. Dann las ich die Rezensionen. An der einen Stelle wurde auf die immense Tiefgründigkeit des Werkes verwiesen, an anderer Stelle ebenfalls die sozialkritische Komponente hervorgehoben. Bei so viel Lob und Anspruch kann man sich sowas ja mal geben…

Kurzer Abriss
Die Welt -respektive Amerika- wurden von den Zombies überrannt. Die letzten Überlebenden haben sich in einem Stadtteil verschanzt, der Ihnen als Festung dient. Allerdings leben die Menschen in diesen Slums mehr schlecht als recht und werden von den Bewohnern eines Luxus-Apartment-Turms dazu missbraucht, für Sie Lebensmittel und Luxusgüter aus den von Untoten bevölkerten Städten ausserhalb des Ghettos zu beschaffen.Bei diesen Raubzügen werden völlig unnötiger Weise umherstehende Untote wie Tontauben aus Spaß an der Freud umgenietet. Dummerweise haben die Zombies rudimentäre Kommunikationsformen und so etwas wie Intellekt entwickelt und schicken sich an, die Hindernisse auf dem Weg in die Stadt zu überwinden, um ihre Peiniger…naja, umzunieten.

Der Rezensions-Teil
Leider war es das irgendwie auch schon… Nachdem man so viele Lobeshymnen auf den ach so kongenialen Romero vernimmt, da erwartet man dann auch etwas. Beispiel gefällig? Kein Problem, denn Romero ist anscheinend weniger ein Zombie-Filmemacher und das Genre weniger ein Lustquell für Pathologiestudenten – vielmehr ist ER ein engagierter Sozialkritiker, der ein massennahes Transportmedium für seine innovativen Botschaften gefunden hat:

1968 hatte der Pittsburgher Horrorfilm-Regisseur und „Erfinder“ des Untoten-Films George A. Romero in „Night of the living Dead“ eine Untersuchung des Rassismus in mikrosozialen Zusammenhängen angestellt, 1978 in „Dawn of the Dead“ die Heere von Lebenden und Toten als ideologische Systeme einander gegenüber gestellt hat und 1985 in „Day of the Dead“verschiedene Überlegungen über Gewalt, Wissenschaftsgläubigkeit und Militarismus angestellt

Irgendwelche linksautonomen Proletarisierungs-Apologeten haben hier -das kann ich jetzt sagen- mal wieder zugeschlagen. Der Film ist nämlich genau so anspruchsvoll, dass Ihn auch hirntote Zombies noch verstehen können. Und dazu gehört leider nicht, dass auch nur der Hauch einer Sozialkritik zu finden wäre. Da hat sich die Feuilleton-Journallie mal wieder zum ultimativen Hirnfick hinreissen lassen.

Die Zombies sind eben Untote, gut, mit geringfügigem Koordinationsvermögen, aber sonst eben auch nichts. Sie sind keine Repräsentanten eines unterdrückten Proletariats, sondern einfach nur tot. Das einzige Sozialdrama in dem Film ist das Verhältnis zwischen den Bewohnern des Luxus-Towers und den Menschen in den umgebenden Slums, aber das wird so ganz ungefähr circa 3,5 Minuten lang beleuchtet. Ansonsten weidet sich die Kamera an zerfetzenden Köpfen, dem auseinanderreissen von Leichen(teilen) und den panisch-machtlosen Blicken von Menschen mit dicken Kanonen in der Hand.

Addiert man dazu die Plattitüde der „Dead Reckoning“, einer Art unverwundbarem Super-Laster mit jeder Menge ganz dicken Wummen für die Raubzüge ausserhalb der Festung, erkennt man langsam das Gesamtwerk: einen Film, den in Deutschland wie in Amerika kaum jemand sehen will, der eine stupide und lineare Handlung aufweist, die vorhersehbar und ohne Überraschungsmomente in eine erbärmlich inszenierte Klimax führt – die Zerstörung der Menschenfestung und eine Art Gentlemen’s Agreement zwischen Mensch und Ex-Mensch führt.

Die Schauspielerische Leistung der Untoten ist neben der Arbeit der Maskenbildner dabei noch die beeindruckendste: Mr. Hopper alias Mr. Kaufman (man beachte die tiefgründige Kapitalismuskritik!) kann so ganz und gar nicht überzeugen, viel zu aufgesetzt ist sein Part. Insgesamt also ein verschwendeter Abend und das ungute Gefühl, dass die Obdachlosen in der Fußgängerzone gar keine „normalen“ Obdachlosen sein könnten…

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