2006 06. Apr

Kompetenzzentrale SPIEGEL Online – Waffen

Wow. SPIEGEL Online ist wieder mal ganz vorne mit dabei im Wettstreit um den Titel für journalistische Qualität! Ihre ich-will-auch-in-die Medien-Praktikantin Auslandskorrespondentin Anke Schröder hat eine groß angelegte Sozialstudie über die Einstellung zu Waffen in den USA angefertigt. Toll.

Na gut, eine klitzekleine Einschränkung: Frau Schröder „kaufte im Supermarkt Waffenmagazine“ (Plural!) heisst es im fettgedruckten Teaser. Also doch keine empirische Erhebung. Naja, was solls, ist ja die Rubrik Studium. Ich lese weiter, ich bin gespannt auf den Stimmungstest. Aber was ist das, eine weitere Einschränkung:

Und so habe ich selbst einen Stimmungstest gemacht: Im Penn-Bookstore suchte ich im Zeitschriftenregal die aktuelle Ausgabe von „Combat Handguns“ heraus, anstatt meine Bücher für das Frühlingssemester zu kaufen.

W-O-W. Das ist ja der Hammer, die soziokulturelle Forschung wurde revolutioniert! Sie hat tatsächlich die aktuelle Ausgabe von „Combat Handguns“ gekauft. Und dann? Scannerkassenpanelstudie? Nein, nicht doch. Sie hat sich angesehen, wie die Leute sie ansehen und stellt fest:

Das Ergebnis war eindeutig: Ich erntete ausnahmslos missbilligende Blicke, und die Verkäuferin wünschte mir das erste Mal keinen großartigen Tag.

Wahnsinn, das ist ja eine echt gewagte journalistische Aktion („Los, zünd‘ den Knaller!“ *PUFF* „Irre!“), insbesondere in den USA! Ich glaube ich gehe gleich mal in den Supermarkt und kaufe mir die neueste Ausgabe von Disneys Lustigen Taschenbüchern und schaue, wie die Leute mich angucken! Abgesehen davon, dass man das Magazin auch in Deutschland über ein Studentenabo beziehen kann, hätte der Einkauf der aktuellen Ausgabe des Playboy in den Staaten sicherlich dieselben Blicke erregt.

Wenigstens war Frau Schröders Schein zu den Grundlagen empirischer Forschung nicht umsonst. Erkenntnistheoretisch fundiert stellt sie immerhin noch fest:

Ob all das jedoch schon als Ausdruck einer grundsätzlich liberalen Stimmung an meiner Universität gedeutet werden kann, bleibt dahingestellt.

Warum solche Beiträge, SPIEGEL Online? Zumal dieselbe Meldung über „Private Sicherheitsdienste auf dem Campus“ schon seit Wochen durch die Online-Meldungen geistert. Immer wieder irgendwie anders. Nerv.

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