Sommerloch + Statistik + deutsche Presse = Horrormeldung
Edit: schade. In der Zeit, wo ich gerechnet habe, hat SPIEGEL Online seine Headline geändert. Vorher stand da: „Immobilienpreise in Deutschland explodieren„. Sieht man einerseits an der URL, in der es noch immer steht, andererseits auch im Google Cache und natürlich an den Nachahmern, die das Ganze schick geklont aufwändig selbst recherchiert haben.
Wie auch immer: jetzt steht z.B. bei SPIEGEL Online immerhin geringfügig richtiger „Immobilienpreise in Großstädten steigen drastisch„.
Dazu lässt sich eigentlich nur feststellen: beides ist falsch, das Sommerloch hat die Redaktionen offensichtlich kapazitativ stark ausgedünnt. Ich habe anhand der Daten aus dem SPIEGEL-Artikel spaßeshalber mal die Compound Annual Growth Rate (CAGR) für diese Preissteigerungen zwischen 2003 und 2011 berechnet (und dabei immer auf volle % aufgerundet).
Dahinter stehen drei zentrale Fragen:
- Um wie viel Prozent sind die Immobilienpreise in Gesamtdeutschland zwischen 2003-2011 pro Jahr gestiegen?
(Das genau sagt nämlich die CAGR aus und da muss man leider etwas mehr rechnen, als einfach GESAMTSTEIGERUNG / ANZAHL DER JAHRE…) - Um wie viel Prozent sind die Immobilienpreise in den Großstädten zwischen 2003-2011 pro Jahr gestiegen?
- Um wie viel sind im gleichen Zeitraum die Verbraucherpreise pro Jahr gestiegen?
Das Ergebnis ist ernüchternd:
Kurzfassung:
- während die Immobilienpreise in Gesamtdeutschland im Zeitraum zwischen 2003-2011 nur um 1,3% p.a. gestiegen sind, sind die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um 1,8% p.a. gestiegen.
- Die Immobilienpreise in den Großstädten (mit den mutmaßlich höchsten Preissteigerungen) ist mit 2,4% p.a. gestiegen und damit nur 0.6% p.a. stärker, als die Verbraucherpreise.
Ich weiß nicht, wie Ihr das seht, aber eine Explosion sieht für mich anders aus 🙂