Miami Vice
Crockett und Tubbs sind zwei undercover-Cops in Miami. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Der Film beginnt mittendrin in einer Ermittlung, Setting im angesagten Club, die für den Zuschauer und Protagonisten gleichermaßen jäh endet: der verzweifelte Anruf eines V-Mannes lenkt die Aufmerksamkeit auf Ermittlungen gegen ein Drogenschieberkartell mit -natürlich- global agierendem Rauschgift-Tycoon im Hintergrund. Zwei Undercover-Fahnder des FBI hat selbiger durch seine gut funktionierende „Spionageabwehr“ soeben mit panzerbrechender Munition brutalst ins Jenseits befördert. Als Drogenspediteure getarnt sollen nun Crockett und Tubbs das Vertrauen der verschiedenen Hierarchieebenen des Drogenkartells zu gewinnen, um danach durch erfolgreich durchgeführte Aufträge das Netzwerk auszukundschaften und einen umfassenden Schlag gegen den Koksring durchführen zu können.
Die Bilder verleihen Miami Vice ein neues Gesicht, ohne Wenn und Aber. Keine albernen Pastellanzüge mehr, keine pinken Leggins, keine Catsuits. Ein paar Stilelemente bleiben als Hommage allerdings erhalten, so zum Beispiel Crockett’s Schnäuzer, die Waffenpräferenzen der beiden und -natürlich- fette Autos und Speedboote, wobei das als Alleinstellungsmerkmal heutzutage nur noch in Kombination dienen kann. Insgesamt ist der Film recht düster, die meisten Szenen spielen sich Nachts ab, so dass das schwülwarme Miami-Feeling sich nur bedingt einstellt. Durch seine Atmosphäre hebt sich der Film aber wohltuend von den Mainstream-Produktionen der jüngeren Vergangenheit ab, ohne sich jedoch ganz davon lösen zu können.
Crockett und Tubbs sind keine Supermänner vom Schlage eines James Bond, Triple X, Jason Bourne oder den „Bad Boys“. Sie sind ambivalente Charaktere, hin und her gerissen zwischen einer schmierigen, aalglatten und brutalen Welt des Verbrechens, in der sie leben, und einer Welt des Gesetzes, für die sie arbeiten. Letztere ist allerdings gezwungen, die Züge der Welt des Verbrechens anzunehmen, um erfolgreich sein zu können. Beide Fronten in Einklang zu bringen ist nicht einfach und Tubbs muss hier einige Male korrigierend in die allzu ausufernden Pläne seines Partners eingreifen, um dessen Umtriebe im Sinne des Auftrages einzudämmen. Insgesamt ist es für die Stimmung des Films enorm förderlich, dass es weder superstylishe Bösewichte oder Helden gibt, keine Geheimtreffen in Luxushotels und kein „undercover“-Product-Placement für Sportwagen, Uhren und Anzüge.
Insgesamt ist die Brutalität im Film zwar als hoch einzustufen, jedoch deutlich dosierter eingesetzt als in den meisten Genre-Produktionen. Diese Beschneidung tut dem Film allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil, werden doch die vorhandenen Sequenzen viel bewusster wahrgenommen und die Härte und „Schmuddeligkeit“ der Cop-welt akzentuiert.
Der Film kommt ausserdem fast ohne Humor aus. Kein Scherz lockert die beklemmende Atmosphäre, bis auf einen einzigen, sehr gut und innovativ in Szene gesetzten – unkonventionell platziert in der obligatorischen Bett-Szene (Tubbs). Der Rest kommt ernst, verschlagen und wortkarg daher, blindes Verstehen und Vertrauen zwischen den Partnern, schweigsame aber mordlüsterne Drogen-Gehilfen, verschlossene und ebenso wortkarge Oberbosse auf der Gegenseite. Auch der Grad der Idealisierung der Charaktere ist gering: weder das Dasein der Cops, noch das des Drogenbarons und seiner Wichtelmänner scheint erstrebenswert. Die einen gefangen in einer Welt voller Gewalt und Desorientierung, ihr Oberguru Gefangener der ihn umgebenden Organisation aus unberechenbaren Dobermännern, die er nur mit brutaler Härte und unter Entsagung jeglicher Emotion kontrollieren kann – eine ständige Gratwanderung zwischen Reichtum, Macht und Tod.
Diese kontinuierlich vorgetragene Ambivalenz spiegelt sich final im Teilerfolg am Ende des Films. Zwar kann das Drogenkartell geschwächt und dezimiert, jedoch der Hydra der Kopf nicht abgeschlagen werden. Die persönlichen Opfer auf allen Seiten sind hoch – so hat das Finale fast schon den Stil einer klassischen Tragödie.
Fazit
Durchaus sehr sehenswert und kontrastiert in Szene gesetzt von Michael Mann. Sicherlich ist der Film ein Trendsetter für Folgeproduktionen, die düsterer daherkommen, komplexere Protagonisten in Petto haben und trotz eines deutlich höheren künstlerischen Anspruches durchaus auch finanziell sehr erfolgreich sein können, wie Sin City oder auch