Syriana
Warum George Clooney in den Staaten als Verräter beschimpft wird, versteht man nach dem Film. Leider ist es um das Verständnis in der ersten Stunde des Films nicht so gut bestellt. Aber der Reihe nach:
Fünf parallele Erzählstränge werden sequentiell eingeführt:
- George Clooney ist ein CIA-Agent, der im Nahen Osten, vornehmlich Beirut, Islamabad und Saudi-Arabien agiert. Hier vertickert er zum Beispiel manipulierte Stinger-Raketen an Terroristen.
- Matt Damon spielt den Angestellten einer US-Wirtschaftsberatung (oder sowas ähnliches), die sich schwerpunktmäßig mit Öl sowie ebenfalls dem nahen Osten befasst und den Emir der Vereinigten Arabischen Emirate (oder Saudi Arabiens?) wirtschaftlich beraten möchte.
- Ein Anwalt, der im Auftrag seiner Kanzlei einen Ölmulti berät, der mit einem anderen Ölmulti fusionieren will, um an entsprechende Ölförderrechte in Saudi-Arabien zu kommen.
- Prinz Nasir, der Thronfolger des Emirs der Vereinigten Arabischen Emirate und sein nichtsnutziger aber intriganter Bruder, die sich einen Kampf um die Thronfolge liefern.
- Ein junger pakistanischer Mann, dessen Vater und er selbst bei eben dem US-Ölmulti vor Ort in Saudi-Arabien angestellt sind, allerdings nach der Fusion wegen der tollen Synergien nicht mehr gebraucht werden und arbeitslos sind.
Im Verlauf dieser Einführungen wird ein sehr dichtes Netz aus Verstrickungen und Zusammenhängen zwischen diesen Erzählsträngen aufgebaut. Die Kameraführung ist absichtlich etwas auf Amateur getrimmt, die Farben eher blass als voll. Es wird viel Arabisch und Persisch gesprochen. Durch die Summe dieser Dinge erzeugt der Film eine sehr einnehmende, realistische Atmosphäre.
Ohne zu viel vorweg zu nehmen: der Film polarisiert, ohne dabei offensichtlich Partei zu ergreifen. Die US-Bosse und Politiker sind ebenso korrupt und intrigant wie ihre arabischen Counterparts. Die Agenten sind Kanonenfutter, die Juristen die Kanoniere und die überflüssigen und selbst in Saudi Arabien schlecht integrierten Ölarbeiter die Verlierer auf der ganzen Linie.
Wenn man den Film gesehen hat, beschleicht einen das Gefühl, dass es höchstwahrscheinlich tatsächlich so zugeht, wie eben gesehen. Und das ist nicht gerade beruhigend.
Fazit
Ein intelligenter, gut umgesetzter Film mit Fokus auf der Handlung und nicht auf den Actionsequenzen. Über ein solides Nervenkostüm sollte man schon verfügen, Folter ist ebenso Thema wie Wirtschafts- und Politintrigen, gegen die Watergate Gelächter war. Insgesamt vielleicht einen winzigen Tick zu sehr Anti-USA.