Krieg der Welten
Das ist ja mal ganz was Neues. Einhellig positivste Rezensionen wohin man sieht: FAZ.NET, ZEIT und SPIEGEL Online. Eigentlich kann dieser Film also gar nicht mehr gut sein – was mich natürlich nicht davon abgehalten hat, „es“ trotzdem zu tun.
Alles beginnt mit einem strahlenden Tom Cruise, der als Hafenarbeiter Container aufeinander stapelt. Als sein Chef ihn zu einer Sonderschicht überreden will, grinst er sich einen und zieht ab – wie man es eben so macht, wenn man als Unqualifizierter einen Job hat. Jedenfalls scheint er den Job mit dem Containerstpeln besser zu machen als seine Vaterrolle auszufüllen. Seine Frau hat ihn verlassen und bringt mit ihrem Yuppie-Ehemann die Kinder für das Wochenende vorbei. Bei Tom sieht es aus wie bei Hempels unter dem Sofa – er ist die Inkarnation des infantil technikverhafteten Erwachsenen, der sich überall durchwurstelt.
Wie auch immer, aber dann geht es los: Blitze schlagen mehrfach an der selben Stelle ein und die Dreibeiner haben ihren ersten Auftritt. Cool soweit. Eine echte Innovation: die Menschen haben einfach mal keine Chance. Keine. Die Dinger kommen aus dem Boden, packen ihre Strahelnkanone aus und äschern alles ein, was Beine hat und laufen kann. Auch innovativ: obwohl alle Menschen natürlich Amerikaner sind, kommt ihre menschliche Seite ausnahmsweise mal zum Vorschein. Durch den Wegfall der öffentlichen Ordnung und im Angesicht einer erbarmungslosen Verfolgung wird Darwinismus pur gelebt. Und das schließt sogar unseren Scientology-Supermann-Weisszahn-Cruise mit ein, der erstmal ein Auto klaut um sich und die seinen in Sicherheit zu bringen.
Auch gibt es diesmal sympathischer Weise keine „Kampfpiloten-Präsidenten“ oder „Superfähigkeiten-Generäle“ – die Armee und alles, was sie zu bieten hat, wird erstmal von einem der Dreibeiner eingedampft. Irgeneiner der Rezensenten bezeichnete das als „Playmobil-Armee-Status“ und er hat Recht. Diesmal wird die Erde einfach nur als das gesehen, was sie ist: eine kosmisch unbedeutende Ansammlung fast mächtiger Lebewesen, die von anderen (Stärkeren) zu einer Art Düngemittel für einen Rohstoff (der nicht näher definiert ist) weiterverarbeitet wird; dasselbe also, was Menschen seit Generationen mit immer perfiderer Akribie selbst betreiben.
Kurz zu den unverständlichen Meinungen: in einer der Rezensionen wird gemutmaßt, dass Dakota Fanning (die kleine Tochter von Cruise) aufgrund ihrer tollen schauspielerischen Leistung immer dann gerufen würde, wenn es um die glaubwürdige Darstellung von kindlicher Angst ginge. Bullshit. Wer blaue Augen in der Größe von Tischtennisbällen hat und 11 Jahre alt ist, dazu EINEN (!) Blick beherrscht, der relativ unikat ist, der scheint in Hollywood schon „Actor of the century“ zu werden. Achtet mal drauf. Immer der selbe Blick. Augen auf, noch weiter auf, close up, dann schreien…
Interessant auch, dass Cruise diesmal keinen Egotrip braucht – seine Rolle ist fast schon dezent zurückhaltend zu nennen, auch mal was Neues. Insgesamt also sehenswerter Film (trotz einiger mal wieder völlig unlogischer Peinlichkeiten in Bezug auf die Aliens mit ihrer ach so überlegenen Intelligenz) mit netten Effekten und authentisch beklemmender Atmosphäre.
Offene Fragen:
- Die Aliens sind doch so besonders clever…Warum wissen sie nicht um die mikrobiologischen Gefahren der Erde?
- Die Aliens haben eine ach so tolle Technologie, mit der sie sich selbst durch Energie transportieren können…Warum müssen sie leere Häuser mit Rüsseln durchsuchen, um Menschen zu finden und warum müssen sie Menschen erst anpieksen, um sie zu Dünger zu verarbeiten?
- Warum sind die Dreibeiner ausserdem nicht immun gegen Handgranaten?