Casablanca
Ich habe es getan, zum allerersten Maaaaal. Gestern hatte ich mal ein paar Minuten Zeit und habe mir Casablanca angesehen. Ja, richtig, den Klassiker mit Ingrid Bergmann und Humphrey Bogart, der häufig als „bester Hollywood-Film aller Zeiten“ glorifiziert wird. Bitte keine Drohmails jetzt, dass ich mich nicht mental 120 Minuten vorbereitet und ebenfalls 120 Minunten nachbereitet habe und auch keinen Bordeaux oder -politisch korrekter- einen trockenen Marrokaner aufgemacht habe 😀
Hmm, nun ja. Also ich fand den Film auch richtig gut. Die klassische Tragödie. Frau verletzt Mann, der sich danach emotional von der Welt abschottet und einen egomanischen Kult pflegt. Das alles natürlich von beiden Seiten unverschuldet und aus einem fast unlösbaren Gewissenskonflikt seitens Elsa (Ingrid Bergmann) heraus. Die beiden begegnen sich Jahre später wieder, erlösen sich gegenseitig durch Geständnis bevor ER sich der guten Sache durch Ratio opfert. Gut, so unschuldig wie hier wird wohl kaum eine Beziehung in die Brüche gehen, aber dramaturgisch ist das top de luxe. Selbst als Zuschauer ist man hin- und hergerissen zwischen Verständis für Rick’s (Humphrey Bogart) rauhe Art sowie seinen anfänglichen Hass und der Perspektive Elsas.
Auch schön: der Film plätschert vor sich hin, fast schon hastig. In keiner Szene kommt Langeweile auf, es passiert immer irgendwas und das ganz ohne Action. Was waren das nur für Zeiten, die 40er, damals in Afrika. Nicht mehr zu vergleichen mit heute, um es mit Casablanca zu sagen:
Sie hat mit allen Mitteln versucht, Sie [die Transitvisa] von mir zu bekommen. Sie wollte mich davon überzeugen, dass sie mich immer noch liebt. Aber das war mal, das ist längst vorbei. Um ihretwillen [Victor, Ilses Mann] hat sie mir das vorgespielt und ich ließ sie gewähren.
Ist das nicht toll verpackt? Heute, im Zeitlater der Informationsgesellschaft, würde mann nur einen Satz hören, wenn überhaupt: „Ey, ich hab‘ dir Hörner aufgesetzt, Alder!“ – Ich schau dir in die Augen, Kleines. 😀